29. Okt 2024
Neben strategischen Entscheidungen gilt es für KMU-Verwaltungsräte, rechtliche und finanzielle Risiken zu berücksichtigen: Bei Steuern sowie Sozialversicherungsbeiträgen haften sie unter Umständen persönlich mit ihrem Privatvermögen – mit kostspieligen Folgen.
In kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sind die Aufgaben des Verwaltungsrats häufig weniger klar strukturiert als in grösseren Unternehmen. Verwaltungsratsmitglieder treffen nicht nur strategische Entscheidungen, sondern sind oft auch operativ tätig, wodurch administrative Aufgaben vernachlässigt werden könnten.
Eine zentrale Pflicht des Verwaltungsrates ist die fristgerechte Bezahlung von Steuern sowie Sozialversicherungsbeiträgen. Wird dies vernachlässigt oder fehlerhaft erledigt, kann der Verwaltungsrat persönlich und solidarisch mit dem Unternehmen haften.
Wird beispielsweise ein Unternehmen liquidiert, haften nach Schweizer Steuerrecht die mit der Liquidation betrauten Personen, u.a. die Mitglieder des Verwaltungsrates, für nicht abgeführte Steuern. Dies gilt für die direkte Bundessteuer, Verrechnungssteuer sowie die Mehrwertsteuer, es sei denn, die betroffene Person kann nachweisen, dass sie alles Zumutbare unternommen hat, wofür in der Praxis jedoch hohe Anforderungen gestellt werden.
Gerade bei Liquiditätsengpässen dürfte die Versuchung eines Verwaltungsrates gross sein, anstelle der Sozialversicherungsbeiträge andere Kosten zu decken. Hier sieht Art. 52 AHVG ebenfalls eine persönliche Haftung des Verwaltungsrates für Schäden der Sozialversicherung vor, die von der zuständigen Ausgleichskasse geltend gemacht werden können. Der Schaden ist hauptsächlich auf das Nichtentrichten der Beiträge der AHV, IV, EO, ALV und der Familienzulagenordnung zurückzuführen.
Um sich vor der persönlichen Solidarhaftung zu schützen, sollten Verwaltungsratsmitglieder regelmässig die finanziellen Verpflichtungen des Unternehmens kontrollieren und kritisch prüfen. In KMUs, wo personelle Ressourcen oft knapp sind, können externe Revisionen zusätzlich Schutz bieten. Auch regelmässige Weiterbildungen der Verwaltungsratsmitglieder im Finanz- und Steuerbereich helfen, das Risikobewusstsein zu schärfen und teure Fehler zu vermeiden. Zudem bietet eine D&O-Versicherung eine gewisse Absicherung für den Ernstfall.
Die Rolle des Verwaltungsrats in KMUs bringt grosse Verantwortung mit sich, die zu persönlichen Haftungsrisiken führen kann, wie das Beispiel der steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Pflichten zeigt. Eine proaktive und professionelle Handhabung dieser Themen ist essentiell und eine frühzeitige anwaltliche Beratung kann dabei besonders sinnvoll sein, um rechtliche Fallstricke zu erkennen und die persönliche Haftung zu minimieren.
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